Politik
Grüne Artenschutzkonferenz 2018
Heute fand zum sechsten Mal die Grüne Artenschutzkonferenz in Münster statt. Unter dem Titel „Stummer Frühling 2.0 – Was kostet uns das Artensterben?“ kamen in der Mehrzweckhalle der Stadtwerke Münster Vertreter von Politik, Naturschutzverbänden, Landwirten und Jägern zusammen, um über die Auswirkungen des drastischen Artensterbens der letzten Jahrzehnte zu beraten. Wir waren mit dabei und fassen für Euch die Konferenz einmal kurz zusammen.
Wer in den letzten Jahren mal mit dem Auto in den Urlaub gefahren ist, kennt es vielleicht: Vor ca. 10-20 Jahren musste man noch regelmäßig den Autobahn-Rastplatz ansteuern, um seine Frontscheibe von all dem Bio-Matsch zu säubern, den man sich in Form von Fluginsekten auf der Fahrt eingesammelt hatte. Heute ist das nicht mehr nötig – leider! Denn die Gründe dafür liegen weder in der stromlinienförmigen Bauweise moderner Autos, noch darin, dass die heutigen Insekten so clever wären, jedem Auto auszuweichen. Es liegt daran, dass wir in den letzten Jahren fast 80% unserer Insekten verloren haben! Das Insekten- und Artensterben der letzten Jahre war daher das Thema bei der diesjährigen Grünen Artenschutzkonferenz in Münster.
Status Quo bei der Artenvielfalt
Im ersten Teil der Konferenz gab es für die Anwesenden in einer Reihe von Vorträgen eine Bestandsaufnahme. Dabei wurde zunächst genauer auf die o.g. Messung des Insektenrückgangs eingegangen – eine Untersuchung, die übrigens von Ehrenamtlichen, dem Entomologischen Verein Krefeld, aufgestellt wurde. Da im Saal sehr viele Naturschützer anwesend waren, bedurfte es dann auch keiner großen Erklärungen, dass ein derartiger Rückgang der Insektenbestände auch Auswirkungen auf Vögel und andere Arten hat, die sich von Insekten ernähren.
Damit beim Lesen dieses Beitrags niemandem der Tag verdorben wird, werd ich die Fakten auch nur kurz anreißen: Abgesehen davon, dass wir seit 1989 78% unserer Insektenpopulation verloren haben, sind in manchen Regionen auch 40% aller Insektenarten vom Aussterben bedroht und 45% der Wirbellosen Tiere stehen auf der Roten Liste. Erholen tun sich seit 1998 lediglich 1,7%.
Von Blühstreifen und Schöpfungsbewahrung
Nach der Vortragsreihe und einer Kaffeepause (u.a. mit Apfelsaft von Münsterländer Streuobstwiesen) ging es dann in die Podiumsdiskussion. Mit dabei waren Vertreter aus Landwirtschaft, Jagd und Kirche. Im Bistum Münster gibt es übrigens ein eigenes Referat für Schöpfungsbewahrung, und auch Papst Franziskus selber ist ein glühender Fürsprecher für mehr verantwortungsvollen Umgang mit unserer Erde. Die Landwirte – hier gerade die kleinen Höfe im Familienbesitz – würden gerne mehr für den Artenschutz tun und beklagen sich schon länger über Kontrollwahn und Bürokratie bei der Umsetzung. Blühstreifen als Abgrenzung von Feldern sind hier eine gängige Methode und auch ein schöner Anblick für den Landwirt selber. Dagegen gibt es aber auch die Forderung, anstelle von Blühstreifen lieber komplette Biotope zu schaffen nach dem Motto: 1 x 1000 m² sind besser als 10 x 100 m². Der Schulterschluss von Landwirten und Umweltschützern gelang hier weitaus besser als bei so manch anderer öffentlicher Diskussion.
Der Münsteraner Aufruf
Am Ende der Veranstaltung stand der Münsterländer Aufruf zur Rettung der Artenvielfalt, der einstimmig von allen Diskussionsteilnehmern angenommen wurde. Auch wir unterstützen den Aufruf voll und ganz. Es wäre sehr wünschenswert, wenn unsere neue Regierung darauf eingehen würde!